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Aida Touma-Suleiman: »Die beiden Völker dürfen nicht zu endlosen Kriegen, zu Zerstörung, Massakern und Tod, verurteilt sein«

Die israelisch-arabische Knesset-Abgeordneten Aida Touma-Suleiman war auf Einladung der Europäischen Linken zu Dialog-Veranstaltungen in Salzburg, Graz und Wien zu Besuch. Hier findet sich die Rede von Touma-Suleiman am 1. Mai 2024 bei der Kundgebung der KPÖ vor dem Parlament in Wien.

Liebe Genossinnen und Genossen!
Liebe Kämpfer_innen für Frieden, Gerechtigkeit und Sozialismus!

Ich stehe heute hier vor euch, an diesem ruhmreichen Tag, dem 1. Mai, und bringe mit mir die Grüße der Arbeiterklassen Israels und Palästinas, die in diesen Tagen für die Beendigung eines der schrecklichsten Kriege in den letzten hundert Jahren kämpfen, für die Beendigung des Krieges in Gaza.

Über 200 Tage der Massentötungen, Massaker, der Zerstörung und Angst regieren unser Leben während einer der schwärzesten Stunden in der Geschichte der Menschheit. Wir bestehen darauf, weiterzukämpfen, um diesen Krieg zu beenden ungeachtet der Drohungen und Verhaftungen, der Gewalt und der Verfolgung, die wir vonseiten der extremistischen israelischen Regierung erfahren.

Die gesamte Menschheit wird Zeugin der abscheulichen Verbrechen, begangen gegen das palästinensische Volk in Gaza und der besetzten West Bank.
Gleichzeitig und ungeachtet ihrer Lippenbekenntnisse, setzen die imperialistischen Staaten unter Führung von USA und EU ihre bedingungslose Unterstützung für Israel fort.

Das ist keine Unterstützung der Bevölkerung. Das ist militärische, finanzielle und diplomatische Unterstützung für die verbrecherische israelische Regierung. Diese Unterstützung ermöglicht es der israelischen Regierung, ihre Versuche fortzusetzen, das palästinensische Volk auszulöschen, zusammen mit seiner Forderung nach Freiheit, Menschenwürde und Gerechtigkeit.

Angesichts der über 34.000 Menschen, die auf palästinensischer Seite getötet wurden, unter ihnen 14.000 Kinder und 12.000 Frauen, angesichts von über 20.000 Waisen, von Massenvertreibungen, der gewaltvollen Zerstörung der Einrichtungen des Gesundheits- und Bildungssystems, angesichts einer zunehmenden Hungersnot, schweigen jene Länder, die sonst stolz von sich behaupten, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit zu respektieren.

Durch ihr Schweigen aber werden sie zu Komplizen des begangenen Genozids: Warum unternehmen sie nicht alles in ihrer Macht Stehende, um einen Waffenstillstand zu fordern? Ein Ende des Krieges?

Heute müssen wir eine klare Botschaft nicht nur an die israelische Regierung, sondern an die ganze Welt schicken, denn es ist ein entscheidender Moment.
Wir sind Zeug_innen dieses militärischen Wahnsinns!
Wir stehen vor der Möglichkeit eines regionalen, ja, eines weltweiten Krieges, der jeden Augenblick ausbrechen kann.

Netanyahus Drohung, Rafah anzugreifen, ist die Androhung einer menschlichen Katastrophe, gegen die wir unsere Stimmen erheben müssen.
Es ist heute klarer als je zuvor, dass die rechtmäßige Forderung nach Freilassung aller israelischen Geiseln nur durch Beendigung des Krieges erreicht werden kann.
Die beiden Völker, das palästinensische und das israelische, dürfen nicht zu endlosen Kriegen, zu Zerstörung, Massakern und Tod, verurteilt sein.
Wir verdienen es zu leben!

Die Kinder von Gaza verdienen es zu leben und zu träumen.
Sie verdienen Gerechtigkeit!

Von hier aus, von Wien, dem Herzen Europas, erklären wir unsere Solidarität mit allen demokratischen Kräften in der Welt, allen Antikriegsbewegungen und Solidaritätsbewegungen mit den Palästinenser_innen.

Wir erklären unsere Solidarität mit den Studierenden der US-amerikanischen Universitäten und in der ganzen Welt, die unter Einsatz von Gewalt verhaftet werden, weil sie verstehen, dass internationale Solidarität der Schlüssel ist zum Sieg unserer Sache, der Sache der Gerechtigkeit.

Vielen Dank, Genossinnen und Genossen, dafür, dass ihr heute hier seid!
Vielen Dank dafür, dass ihr nicht nur gekommen seid, um zu protestieren, sondern auch, um unsere gemeinsame Menschlichkeit zu feiern und um die Werte der Arbeiterklasse hochzuhalten: Gerechtigkeit, Frieden und Würde!
Lasst uns unsere Stimmen laut erheben!

Lasst nicht zu, dass sie uns einschüchtern. Ihr seid Teil der Millionen und Abermillionen von Meschen, die in der ganzen Welt kämpfen! Ihr steht auf der richtigen Seite der Geschichte!

Ihr seid die Hoffnung für die Menschlichkeit!
Ihr seid die Hoffnung jedes Kindes in Palästina und in Israel!
Habt keine Angst: Wir werden unsere Gegner überwinden!
Wir werden in Frieden, in Wohlstand und in Gleichheit leben.
Die Zukunft gehört uns!

Übersetzung: Hilde Grammel.

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